Vortrag von Mag.a Daniela Plohovits-Kittelmann, Klinische Psychologin und Psychotherapeutin, am 20.02.2019.
In diesem Vortrag wurde das Kollegium für die verschiedenen psychosozialen Belastungen sensibilisiert. Diese Belastungen können ganz unterschiedliche Ursachen haben. Belastete Schüler_innen sind nicht immer lernfähig, sind oft nicht in der Lage sich konzentriert einem Lernstoff zu widmen, in der Schule aufzupassen oder sich adäquat zu verhalten. Sie haben oft gute Gründe, warum ihnen das Lernen schwerfällt.
Damit Lernen überhaupt funktionieren kann, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
1. Kognitive Voraussetzungen
Teilleistungsschwäche: Probleme in der Aufnahme, Verknüpfung und Verarbeitung von Reizen können zu Lern- aber auch zu Verhaltensauffälligkeiten führen.
Konzentrationsschwäche: Konzentrationsfähigkeit und Entspannungsfähigkeit hängen zusammen. In der heutigen Zeit können sich viele Kinder, aber auch Erwachsene nicht gut konzentrieren, weil wir durch Schnelllebigkeit, Reizüberflutung bzw. intensiven Medienkonsum nicht immer entspannt sind.
2. Emotionale Voraussetzungen
Motivation: Laut Studien gibt es einen deutlichen Zusammenhang zwischen altersadäquater Selbständigkeitserziehung und Leistungsmotivation („je selbständiger Kinder sind, desto leistungsmotivierter sind sie“).
Wohlfühlen in der Klasse: Jedes fünfte Kind zwischen elf und 15 Jahren war schon einmal ein Mobbingopfer. Die daraus resultierende emotionale Belastung reduziert in vielen Fällen die Lernfähigkeit.
Life events: Durch Ereignisse wie Schulwechsel, Umzug, Trennung der Eltern oder Tod von Angehörigen kann sich ein Kind nicht mehr so gut und konzentriert einem Lernstoff widmen.
Leistungsdruck/Prüfungsangst: Viele Schüler_innen haben Angstzustände/Versagensängste bis hin zu Panikattacken.
Erschöpfung: Jede_r dritte Schüler_in ab zehn Jahren steht massiv unter Stress. Durch Druck und Stress wird die Leistungsfähigkeit deutlich reduziert.
Psychische Störung: Einer von fünf Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren entwickeln eine psychische Störung (vor allem Angststörungen, Depression, missbräuchliches süchtiges Verhalten).
3. Körperliche Voraussetzungen
Pubertät: In diesem Ausnahmezustand kommt es neben den hormonellen Veränderungen auch zu einem Gehirnumbau und sehr oft zu einem Leistungseinbruch. Dazu kommt noch die in der Pubertät notwendige Abgrenzung von den Eltern und Erwachsenen im Allgemeinen und eine verstärkte Zuwendung zur Peergruppe.
Ungesunde Ernährung, Vitaminmangel, Flüssigkeitsmangel, zu wenig Bewegung beeinflussen die Lernfähigkeit.
4. Methodische Voraussetzung
Lerntechniken: Weiß der Schüler/die Schülerin wie er/sie lernen soll?
Unterrichtsgestaltung: Gibt es immer wieder Unterbrechungen, die den Unterricht stören. Mangelnder Fluss fördert Disziplinprobleme?
Ist es eine Atmosphäre, in der die Schüler_innen gerne lernen wollen? Sind ausreichend Platz, gute Luft und Temperatur sowie angenehme Gestaltung des Klassenzimmers vorhanden?
Lehrer_innen haben zwar eine sehr gute pädagogische Fachausbildung, aber oft fehlt das Wissen über den Umgang mit belasteten Kindern. Darüber hinaus fehlen leider auch oft die Rahmenbedingungen und auch Unterstützung bei schwierigen und belasteten Schüler_innen. Umso wichtiger ist es, herausfordernde Situationen im Kollegium anzusprechen und gemeinsam mögliche Umgangsweisen zu erarbeiten. Weitere Professionen können beratend hinzugezogen werden.
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